Klimaangepasstes Berlin bis 2030

1. Aufbau einer Grünen Infrastruktur

Wir fordern, die Grünflächen Berlins drastisch auszubauen. Die Grünräume dürfen aber nicht nur als Einzelflächen bzw. Inseln inmitten von Beton und Straßen betrachtet werden. Vielmehr braucht es eine urbane, vernetzte, multifunktionale Grüne Infrastruktur. Diese Grüne Infrastruktur muss ein fester Bestandteil der Stadtplanung sein. Ein breites Netz aus natürlichen und naturnahen Flächen schützt und steigert die urbane Biodiversität, verbessert die Lebensqualität und Gesundheit, stellt eine effektive Klimakrisenanpassung dar und stärkt den sozialen Zusammenhalt, wenn der Ausbau und die Pflege der Grünen Infrastruktur partizipativ gestaltet wird. Ein wesentliches Grundprinzip Grüner Infrastruktur ist die Vernetzung von Grün- und Freiflächen. Wir fordern eine stärkere Vernetzung von Grünflächen bspw. durch Grüne Korridore und Grünzüge, um speziell Arten zu schützen, welche durch die starke Fragmentierung von Grünflächen gefährdet sind.
Ein strategisch durchgrüntes Berlin erleichtert die Erreichbarkeit von städtischem Grün und ermöglicht somit allen Bevölkerungsgruppen den Zugang zu Grünräumen im unmittelbaren Wohnumfeld und den damit verbundenen Vorteilen wie zum Beispiel Erholungsräume, bessere Luftqualität und kühleres Klima im Sommer.

2. Klimaanpassung und Steigerung der urbanen Biodiversität durch Fassaden- und Dachbegrünung

Wir fordern die Bepflanzung von allen potenziellen Dächern und Fassaden Berlins. Das Land Berlin muss dahingehend Vorschriften und Richtlinien aufsetzen. Begrünte Dächer und Fassaden unterstützen dabei, den Auswirkungen der Klimakrise und den damit einhergehenden gesundheitlichen Risiken entgegenzuwirken.
Bepflanzte Gebäudehüllen können als große, positive Energiewandler im Einsatz gegen urbane Hitzeinseln, längere Trockenperioden und ausbleibende Niederschläge eingesetzt werden. Bei gesteigerter Niederschlagsintensität halten sie das Regenwasser zurück. Außerdem stellen Dach- und Fassadengrünflächen Lebensräume für die verschiedensten Tierarten dar. Die Begrünungen müssen so geplant und umgesetzt werden, dass sie bestmöglich zur Steigerung der urbanen Biodiversität beitragen.
Wir fordern für alle Großbauprojekte, auch das Projekt TXL, für jeden neu bebauten Quadratmeter die zweifache Fläche an intensiver Fassaden- und Dachbegrünung im Bebauungsplan vorzuschreiben. Wir fordern für alle Neubauten eine Fassadenbegrünung von mindestens 50 % der Nettofassadenfläche als Vorschrift und Mindeststandard.

3. Grünflächenmaximierung durch Entsiegelung

Damit Berlin auf die Herausforderungen der Klimakrise vorbereitet ist, dürfen keine weiteren Flächen Berlins mehr versiegelt werden. Zudem muss die Hälfte der vom fahrenden und parkenden motorisierten Autoverkehr genutzten Fläche bis 2025 entsiegelt werden. Eine Entsiegelung der Verkehrsflächen reduziert die wärmeabsorbierende Asphalt- und Betonfläche, wodurch ein natürlicher Kühleffekt wieder hergestellt werden kann. Durch die gewonnenen Grünflächen werden CO₂-Emissionen kompensiert, durch entstehende Kaltluft das Stadtklima abgekühlt, der Feinstaubbelastung entgegengewirkt und bei einer Häufung von Starkregen die Kanalisationen entlastet.
Der Bau befestigter Straßen und Wege auf bislang nicht versiegelter Fläche muss gestoppt werden. Für Radwege, die auf asphaltierten Flächen verlaufen sollen, sind bereits asphaltierte Fahrspuren oder Parkstreifen zu nutzen.
Wir fordern, dass alle Autostraßen in Berlin auf eine Spur verengt werden und der gewonnene Platz für umweltfreundliche Alternativen genutzt wird. Zum Beispiel Grünflächen für Anwohnende und Gewerbe oder Fahrradwege.
Die Anwohner:innen müssen mehr in die Planung, Umsetzung und Pflege der Grünflächen einbezogen werden. Für die Nutzung müssen Hürden abgebaut werden. Unter anderem sollten die Hausverwaltungen den Mieter:innen einen Wasseranschluss für die Bewässerung der Grünflächen bereitstellen. Außerdem müssen finanzielle Unterstützungen z.B. in Form von jährlichen Gutscheinen für Baumscheibenpartner:innen vergeben werden.

4. Nur noch nachhaltiges, ökologisches und recycelbares Bau- und Dämmungsmaterial

Was heute ge- und umgebaut wird, muss morgen zur Klimaneutralität beitragen. Das bedeutet, dass ab sofort weitestgehend nur noch nachhaltige, ökologische und recycelbare Baumaterialien benutzt werden dürfen und der Einsatz klimabelastender Baustoffe wie Beton drastisch reduziert werden muss.

5. Klimaneutraler Bausektor

Wir fordern, dass Neubauten dem Plusenergiehausstandard entsprechen müssen.
Bebauungspläne müssen dringend dahingehend geändert werden.
Der ökologische Fußabdruck der Baubranche ist riesig. Bauen und Wohnen sind in hohem Maße für den Verbrauch von Ressourcen und Energie verantwortlich.
Die energetische Bewertung von Gebäuden darf nicht nur den Energieverbrauch des fertigen Gebäudes, sondern des gesamten Gebäudelebenszyklus beinhalten, inklusive des Energieverbrauchs für Rohstoffgewinnung, Produktherstellung, Errichtung, Nutzung, Instandhaltung, Modernisierung, Abriss, Rückbau, Recycling, Entsorgung. Dafür muss das Gebäudeenergiegesetz (GEG) geändert werden. Für eine solche Änderung soll sich Berlin mit einer Bundesratsinitiative einsetzen.
Gebäude sollten prinzipiell für eine Lebensdauer von mehreren Hundert Jahren konzipiert werden. Wir fordern eine generelle Bevorzugung und Förderung der Gebäudesanierung vor dem Abriss und Neubau.
Die öffentliche Hand selbst soll bei ihren Neubauprojekten sowie Gebäudesanierungen nur klimapositive Materialien einsetzen. Außerdem fordern wir den Senat dazu auf, alle Neubauprojekte nur zu genehmigen, wenn sie ein klimaneutrales Gesamtkonzept vorweisen.

6. Klimaneutrales Wohnen

Ein vollständiger Ausstieg aus fossilen Energien kann nur gelingen, wenn der Flächenverbrauch und somit der Energiebedarf maßgeblich sinkt.
Viele Menschen in Berlin würden gerne in eine kleinere Wohnung umziehen.
Damit möglichst viele Menschen mit einem alten Mietvertrag und dessen Konditionen ohne Nachteile in eine flächenbedarfsgerechte Wohnung umziehen können, muss ein diskriminierungsfreier Wohnungstausch möglich sein. Dafür muss es ein Konzept und Programm geben. Mit Anreizen, beispielsweise einer Umzugspauschale, Förderungen von klimaneutralen Wohnungsumzügen und einer Unterstützung bei der Wohnungsfindung, sollen möglichst viele Menschen die Möglichkeit bekommen, in eine bedarfsgerechte Wohnung umzuziehen.